Dissertationen
Das PH-Institut NMS fördert derzeit sechs Dissertationen.
Schriftliches Textfeedback
In Anke Beyers Dissertationsprojekt werden schriftliche Textkommentierungen angehender Primarlehrpersonen aus linguistischer Perspektive untersucht. Dabei soll zunächst eine möglichst dichte Beschreibung der Textkommentierungen entstehen; in einem zweiten Schritt sollen die Daten vor dem Hintergrund der schreibdidaktischen Empfehlungen für gutes Textfeedback reflektiert werden. Ziel ist es, zu nützlichen Erkenntnissen für die weitere Feedbackforschung und die Didaktik schriftlichen Textfeedbacks zu gelangen.
Anke Beyer ist Dozentin für «Wissenschaftliches Denken und Arbeiten» am PH-Institut NMS und Doktorandin an der Universität Giessen bei Prof. Dr. Katrin Lehnen.
Diagnostisches Professionswissen in der Mathematik-Didaktik

«Wie unterstützen Dozierende an Pädagogischen Hochschulen angehende Lehrpersonen beim Erwerb diagnostischen Professionswissens?»
«Eine Viertklässlerin in meiner Praktikumsklasse rechnet immer noch zählend. Ein Sechstklässler konnte einfache Subtraktionaufgaben nicht lösen. Einige Kinder verstehen nicht, was 'das Ganze' beim Bruchdenken bedeutet.» – Um auf diese Fragen eingehen zu können, benötigen angehende Lehrpersonen diagnostisches Professionswissen. Pädagogischen Hochschulen, insbesondere Dozierenden, kommt bei der Vermittlung dieses Wissens eine bedeutsame Rolle zu. Welche Inhalte wählen sie aus? Welche Methoden wenden sie an? Und wie begründen Dozierende ihre Auswahl? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Dissertationsprojekt von Eliane Liechti.
Sie ist Dozentin für Fachdidaktik Mathematik am PH-Institut NMS und Doktorandin an der Universität Bern bei Prof. Dr. Tina Hascher.
Modellierung von Unterrichtsgesprächen

«Wie kann die Komplexität und die Dynamik von Unterrichtsgesprächen graphisch repräsentiert werden?»
Wenn lernförderliche Unterrichtsgespräche stattfinden, teilen Schülerinnen und Schüler ihre Ideen mit, sie hören einander aufmerksam zu und beziehen ihre Aussagen aufeinander, sie fragen bei Unklarheiten nach, belegen ihre Aussagen mit Fakten und Argumenten. Die Lehrperson initiiert und steuert solche lernförderliche Unterrichtsgespräche durch Fragen, Aufforderungen und den bewussten Einsatz von Wartezeiten. In dieser Studie sollen all diese Faktoren lernförderlicher Unterrichtsgespräche mit sogenannten «State Space Grids» graphisch dargestellt werden.
Benjamin Roth ist Dozent für Pädagogische Psychologie sowie für «Wissenschaftliches Denken und Arbeiten» am PH Institut NMS und Doktorand an der Universität Zürich bei Prof. Dr. Fritz Staub.
Schule und Vielfalt
Volksschulen sollen Heterogenität produktiv nutzen, Vielfalt als Chance und Bereicherung ansehen, eine Schule für alle sein, sämtliche Kinder optimal fördern und gleichzeitig Ungleichheiten kompensieren. Die Ansprüche an Schulen zum «Umgang mit Heterogenität» sind gross. Ihre Versprechen in Schulleitbildern nicht kleiner. Doch: Welche Grenzen sind schulischem Differenzierungshandeln strukturell gesetzt? Welche Widersprüche treten zwangsläufig auf? Schliesslich: Welche Gestaltungs- und Handlungsspielräume stehen (an) Schulen offen und wie werden diese genutzt? Diesen Fragen geht das Dissertationsprojekt «Schule und Vielfalt» nach.
Elias Schmid ist Dozent für Bildungssoziologie sowie für «Wissenschaftliches Denken und Arbeiten» am PH-Institut NMS und Doktorand an der Universität Bern bei Prof. Dr. Elmar Anhalt.
Orientierung durch Geschichte

«Wie lassen sich historische Orientierungen von Schülerinnen und Schülern sichtbar machen?»
Die Auseinandersetzung mit Geschichte ermöglicht Orientierung. Nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart und für die Zukunft. Kristine Gollin geht in ihrem Dissertationsprojekt der Frage nach, wie Schülerinnen und Schüler offene, quellenbasierte Schreibaufgaben für eine solche Orientierung nutzen. Zu diesem Zweck wurden Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Schreibaufgabe mit dem Narrativ «Schweizer Neutralität» konfrontiert. Die resultierenden Aussagen und Aufsätze werden nun qualitativ dahingehend ausgewertet, inwiefern in ihnen «historische Orientierungen» sichtbar werden.
Kristine Gollin ist Lehrbeauftragte im Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» am PH-Institut NMS und Doktorandin am Institut für Bildungswissenschaften der Uni Basel und der PH FHNW bei Prof. Dr. Monika Waldis Weber.
Pädagogische Urteilskraft

«Welche Rolle spielt die pädagogische Urteilskraft beim Handeln der Lehrperson?»
Fion Emmenegger
Diese Dissertation beschäftigt sich mit der pädagogischen Urteilskraft und ihrer Bedeutung für das tägliche Handeln der Lehrperson. Dabei wird in der Frage nach dem «guten» pädagogischen Handeln eine normative Setzung vorgenommen. Diese Setzung äussert sich in einem Verständnis von Pädagogik als eine Praxis, die durch ein zwischen-Menschliches-Verhältnis konstituiert ist. Damit erfolgt eine Abgrenzung zu einem herstellend-machenden Pädagogikverständnis, bei dem die Lernenden als zu behandelnde Objekte betrachtet werden. Einer solchen «Rezeptpädagogik» steht die «Pädagogik als Praxis» diametral gegenüber. Denn erst die eigene Urteilskraft ermöglicht es der Lehrperson, auf die je einzigartige und einmalige Konstellation in einer pädagogischen Situation pädagogisch angemessen zu reagieren. So wird das Urteil der Lehrperson in der konkreten Situation zur Leitschnur für gutes pädagogisches Handeln.
Fion Emmenegger ist Lehrbeauftragter im Bereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften am PH-Institut NMS und Doktorand am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bern bei Prof. Dr. Elmar Anhalt.